Chronik

Der Begriff Gilde kristallisierte sich erst im vorigen Jahrhundert, zu dem Zeitpunkt als Schießstandordnungen herausgegeben wurden und somit das Vereinsleben – sprich Gildenleben – geregelt und in gewissem Sinn auch vergleichbar war.

Dieses entstand erst mit dem Ort der sportlichen Tätigkeit und das war der Schießstand. Vor 150 Jahren dachte man immer noch, nach den bitteren Jahren eines Napoleon und dem politischen Unsicherheitsfaktor Europa, an Wiederholung und mit Angst auch an Krieg.

So wurden die neu gegründeten Gilden in ihrer Entfaltung vom Kaiserhaus in fast auffallender Weise gefördert (Kaiserschießen, Gnadengabe, ect. ) was den Schluss ziehen ließ, dass sich aus Gildenschützen ein Milizsystem bilden ließe. Dazu gab es bereits eine Matrikelrolle, die alle wehrfähigen Männer enthielt. Diese Annahme verdichtete sich und fand auch in Zams ihren Niederschlag, als nämlich der Landesoberschützenmeister An der Lan am 20. Jänner 1905 an die Vorstehung des Schießstandes schreibt, dass der Standschütze Josef Zangerl im hiesigen Matrikelbuche gestrichen wurde, weil der Genannte im Jahre 1902!! nur an zwei Schießübungen teilgenommen hatte. Er wurde erst wieder „einrolliert“, als er unter Kontrolle die vorgeschriebenen Übungen erfüllte. Noch einmal wurde diese Idee zur rauhen Wirklichkeit: Als nämlich nach der Kriegserklärung Italiens 1915 die letzten Reserven aus Tirol sowohl an Menschen als auch an Material an die Südfront gestellt wurden. Unter ihnen war eine beträchtliche Zahl von Schießstandschützen, die vorher für den Krieg gar nicht tauglich waren. Wegen des Feuerwaffenverbotes nach dem Kriege begann man das Bolzgewehrschießen in großem Stil, welches sich noch bis in die Fünfzigerjahre großen Zuspruchs erfreute. In Zams war Hans Grissemann der große Initiator bis zur Wiedergründung der Gilde 1925. Man versuchte zuerst den von der italienischen Besatzung weitgehend zerstörten Schießstand im Bruggfeld wieder in Betrieb zu nehmen, was realisiert werden konnte. Später kam man zur bisher letzten Station des Schießstandbaues in Zams – nach Anreit. 1930 auf die 150m-Distanz erbaut, 1941 auf die 50m-Distanz um sechs Stände erweitert, steht der Schießstand heute noch, wenn auch mit kleinen Abänderungen anläßlich des Umbaues auf die automatischen 50 m-Stände. Seit eh und je waren die großen Helfer die Zammer Bürgermeister – selbst Gildenmitglieder – welche die Gilde als gut funktionierende Zelle der Dorfgemeinschaft betrachteten. Sie bekundeten ihre Sympathie für den Schießsport jederzeit durch Hilfestellungen aller Art. Immer hat es Idealisten gebraucht, um Tradition zu wahren, Substanz zu erhalten und Menschen beim Sport einander näher zu bringen.

Das drückt sich schon in den Mitgliederzahlen aus: Bei der Gründung waren es neun Schützen, dreißig Jahre später 66. Höhenflug vor dem Ersten Weltkrieg: Man zählte 127 Mitglieder. Nach den Wirren beider Weltkriege begann man mit 52 Schützen neu. Im Jahre 1962 waren es schon 113 und den absoluten Mitgliederrekord erreichte man 1975 mit 208. Die Gilde ist Mitglied des Bezirksschützenbundes Landeck, des Tiroler Landesschützenbundes und somit des österreichischen Schützenbundes. Dieser ist der internationalen Schützenunion (UIT) angeschlossen. Mit insgesamt 135 Verbänden aus 119 Nationen ist sie die zweitgrößte aller Sportföderationen der Welt.

Folgende Schießarten werden in ca. 150 Schießtagen jährlich betrieben: 10m-Distanz: Luftgewehr, Luftpistole.
Auf die 50m-Distanz: Kleinkalibergewehr und freie Pistole, sowie 150-m-Kleinkalibergewehr.

Geschossen wird auf 150 m nach traditioneller Art (Fest-, Preis- und Gesellschaftsschießen). Auf 50m teilweise traditionell, auch jagdlich mit dem Kleinkalibergewehr und Zielfernrohr. Vor allem werden Meisterschaften nach internationalen Regeln und Vergleichswettkämpfe ausgetragen. Dazu kommen Dorf-, Betriebs-, und ER-und-SIE-Schießen, Gästeschießen und Gesellschaftsschießen für verschiedene Vereine.
Wettkampfschützen der Gilde schießen im Bezirk-, Landes- und auch im Nationalkader. Auf Landesebene beteiligt sich die Gilde mit je einer Mannschaft im Luftgewehr- und Kleinkaliberschießen. Bei den Rundenwettkämpfen des Bezirksschützenbundes Landeck beteiligt sich die Gilde derzeit mit 2 Mannschaften in den Luftgewehr- und Luftpistolenbewerben. Im Besitz der Gilde befinden sich für alle Distanzen Standgewehre, sowie die entsprechenden Utensilien. Das Gildenleben entspricht dem gesetzlichen Vereinsleben mit Jahreshauptversammlung, Wahlen, Ausschusssitzungen etc. Besonders hervorzuheben ist, dass unsere Gilde vier Frauen als Schützenräte gewählt hat und diese wahrhafte Stützen des Vereinslebens sind.

Unsere beiden Schießstände haben die Internationalen Feuertaufen – Staatsmeisterschaft und Länderwettkampf – zur vollen Zufriedenheit aller Aktiven und Funktionäre bestanden. Der 150-m-Stand wird bald ein tirolisches Unikat sein.

25 Mitglieder tragen, der Tradition folgend, den braunen Schützenrock mit Schützenabzeichen und Auszeichnungen. Dazu schwarze Hose und einen braunen Hut mit Adlerflaum, das ehemalige Zeichen der Scharfschützen. Die Schützenfrauen tragen ebenfalls die braune Schützenjacke und dazu einen schwarzen Rock und wird bei allen Schützenfestlichkeiten, bei Prozessionen und (über Veranlassung des Bürgermeisters) bei feierlichen Anlässen und Veranstaltungen der Gemeinde getragen. Dazu mit besonderem Stolz: Die Fahne und die Schützenkönigskette.

Entnommen aus dem Buch „CHRONIK 150 Jahre Schützengilde Zams 1842-1992“
von MR Dr. Friedl Pezzei

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